Search Generative Experience (SGE): Die neue Google-Suche mit KI
Das Marketing-Jahr 2023 begann mit ChatGPT – endet es nun mit SGE? Search Generative Experience (SGE): So nennt Google die neue Suche mit integrierter KI und Chat-Funktion, die schon bald die bekannte Google-Suche ergänzen soll. Wir stellen dir vor, wie die neuen Elemente funktionieren, wann sie in Deutschland ankommen – und was die Entwicklung für die Suchmaschinenoptimierung bedeutet.
Du möchtest einen ersten optischen Eindruck von der Search Generative Experience bekommen? Hier geht’s zu unserem Test im Video!
Video: Die neue Google-Suche im kurzen Test
In Kürze: Was ist Googles Search Generative Experience (SGE)?
Googles Search Generative Experience (SGE) ist der Name der neuen Google-Suche: Durch den Einsatz von generativer KI soll sich die Art und Weise ändern, wie Nutzer Informationen suchen und erhalten. Die größte Neuerung ist ein prominentes KI-Dialogfenster im oberen Bereich der Suchergebnisse. In diesem farbigen Fenster werden bereits ausführliche Antworten auf die Suchanfrage gegeben.
Was macht SGE-Suchergebnisse aus – in einem Beispiel:
Aus der Suchanfrage „Laufplan Halbmarathon“ wird „Erstelle mir einen Trainingsplan für einen Halbmarathon, den ich am Ende des Sommers laufen möchte“.
Statt kurzer, stereotyper Suchanfragen kannst du nun detaillierte Fragen und Aufträge erstellen. Bisher musstest du die zweite Frage in mehreren Schritten googlen und die Informationen selbst zusammenstellen. Dank generativer KI kann die Suche nun diese mühselige Arbeit verkürzen. Wie schon mit ChatGPT soll es möglich werden, mit der KI einen Dialog zu führen und ausführliche Fragen beantworten zu lassen.
Diese drei Elemente führt Googles Search Generative Experience neu in den Suchergebnissen ein:
- AI-Snapshot: Farbiges Fenster mit KI-generierten Antworten, aus mehreren Quellen zusammengestellt
- Conversational Mode: Chat-Funktion im Austausch mit der KI, ähnlich wie ChatGPT
- Vertical Experiences: Ausspielung von zur Anfrage passenden Shopping-Angeboten und Rezensionen von Nutzern
Wann kommt die neue Google-Suche nach Deutschland?
Seit Googles Entwicklerkonferenz I/O im Mai 2023 können US-amerikanische Nutzer über Googles Search Lab auf die Beta-Version der SGE zugreifen. Seit August 2023 ist die Beta-Version nun auch in Japan und Indien verfügbar. In Deutschland ist die Test-Version der Search Generative Experience aktuell noch nicht angekommen. Wir rechnen aber mit der Veröffentlichung noch in diesem Jahr.
Im Detail: Die drei neuen Elemente der Search Generative Experience (SGE)
1. AI Snapshot
„Make me a training plan to run a half marathon at the end of the summer“
Ich starte meine Suche mit meiner Frage nach einem Trainingsplan für einen Halbmarathon, den ich am Ende des Sommers laufen möchte. (Eigene Einschätzung: Aktuell unmöglich). Der AI-Snapshot fasst nun Informationen aus mehreren Quellen zusammen, um schnell eine überzeugende Antwort zu liefern. Die Antwort soll einen umfassenderen Überblick über die Anfrage geben, als es bei einem einzelnen organischen Suchergebnis der Fall wäre. Darüber hinaus integriert Google verstärkt Videos und Bilder, um die Suchanfragen auch bildlich optimal zu beantworten.
Der AI-Snapshot hat also gewisse Ähnlichkeiten mit dem Featured Snippet, das bisher schon häufig über den Suchergebnissen angezeigt wurde. Das KI-Fenster ist allerdings deutlich ausführlicher, aus vielen Quellen zusammengesetzt und wird das Featured Snippet wohl auf Dauer ablösen. Trotzdem ist es nur ein „Snapshot“, ein erstes Blitzlicht auf das Thema, das beim Klick auf die Verlinkungen weiter vertieft werden kann.
Verlinkungen zu Websites, von denen die Inhalte stammen, wird es weiterhin geben. Wie diese ausgespielt werden testet Google aktuell noch. Gesehen wurden bisher Verlinkungen
- als Dropdown-Schaltflächen direkt in den Snapshot-Antworten
- als kleine Snippets oben rechts im Snapshot
- in einem Link-Karussell
Interessant ist, dass die Links und damit auch die Inhalte der KI-Antwort nicht unbedingt von den organischen Top-Ergebnissen stammen. Spezielle Informationen, die zur Suchanfrage passen, können auch von einer Webseite entnommen sein, die nicht in den vorderen Suchergebnissen auftaucht.
Übrigens: Der AI-Snapshot wird nicht automatisch bei jeder Suchanfrage ausgespielt. Die Generierung von AI-Suchergebnissen verursacht für Google hohe Kosten. Suchanfragen, die ohne Einsatz von KI beantwortet werden können, werden also wohl auch in Zukunft ohne KI-Dialogfenster abgebildet.
2. Conversational Mode
„How far should I be able to run before training for a half marathon?“
Ich möchte tiefer ins Thema einsteigen und wissen, wie weit ich bereits laufen können sollte, bevor ich für den Halbmarathon trainiere. Um den Chat zu starten klicke ich den Button „Ask a follow up“.
Wie gelangst du in den „Conversational Mode“?
- Du stellst eine Suchanfrage und der AI-Snapshot wird ausgespielt
- Am unteren Ende des AI-Snapshots gibt es einen Button für weiterführende Fragen („Ask a follow up“). Die ursprünglich gestellte Suchanfrage wird in den Dialog bereits mit einbezogen. So musst du Google den Kontext nicht noch einmal erklären.
- Von hier an entsteht nun ein typischer Chat, bei dem du deine Fragen immer weiter spezifizieren kannst.
Dieses Element erinnert an den Dialog mit KI-Tools wie etwa ChatGPT. Die Antwort wird mir in einem weiteren AI-Snapshot ausgespielt.
3. Vertical Experiences
„Which shoes are the best for running?“
Vielleicht retten mich ja die passenden Schuhe: „Welche Schuhe sind am besten zum Joggen geeignet?“ Die passenden Laufschuhe werden mir nun direkt als Produkte in der KI-Antwort mit ausgespielt.
Dieses Element nennt Google „Vertical Experience“. Es soll Googles „Vertical Searches“ auf ein neues Level heben. Die Vertical Search wird aktuell bereits bei bestimmten Themen ausgespielt, z.B. bei Shopping-Anfragen, Reisen, Bildersuchen oder News. Für solche Anfragen hatte Google bislang schon spezialisierte Elemente der Suchmaschine:
- Google Shopping
- Google Bilder
- Google News
- Google Maps
In der Vertical Experience werden nun die passenden Informationen und Medien für die gestellte Suchanfrage gezielt zusammengetragen. Sie können von Produktseiten stammen, aber auch aus Reviews und Empfehlungen von anderen Nutzern. Auch der Vergleich verschiedener Anbieter soll in Zukunft möglich sein. So könnten etwa in einer lokalen Suche nach „Welche Fisch-Restaurants sind die besten in Hamburg“ verschiedene Lokale miteinander verglichen werden.
Kleiner Einschub: Hat Bing dank ChatGPT eigentlich zu Google aufgeschlossen?
Zu Beginn des Jahres 2023 war Googles Konkurrent Bing in aller Munde: Durch die Integration von ChatGPT in die Bing-Suche sollte der Angriff auf das dominierende Google eingeleitet werden. Und tatsächlich hat Google ja auch auf diese Entwicklung reagiert. Erst mit dem Launch eines eigenen Chatbots namens Bard. Nun mit der Integration von deutlich mehr KI in die eigene Suche.
Ist Bing durch den Einsatz von ChatGPT näher an Google herangerückt?
Nein.
Suchmaschine | Marktanteil Desktop Januar 2023 | Marktanteil Desktop Juli 2023 | Zuwachs |
84,7% | 83,5% | - 1,4 % | |
Bing | 8,9% | 9,2% | + 3,4 % |
Zu Beginn des Jahres 2023 hatte Google laut Statista einen weltweiten Marktanteil von 84,7% über den Desktop. Mobil waren es sogar 95%.
Bing hatte im Januar 2023 einen Marktanteil von 8,9% - und lag im Juli 2023 bei 9,2%. Von einer Verschiebung der Machtverhältnisse oder einem Angriff auf die Marktdominanz Googles kann also keine Rede sein.
GAIO: Wie wird SGE die Suchmaschinenoptimierung verändern?
Die organischen Ergebnisse werden weiter nach unten verschoben und dadurch für Suchende weniger sichtbar. Das führt zu weniger Klicks auf die Top-Rankings. Ist das klassische organische Suchergebnis nun Geschichte?
Ein klares Nein! Der Kampf um die vorderen Ranking-Positionen wird aber noch härter werden. Umso wichtiger ist eine umfassende SEO-Optimierung der eigenen Webseite, um ein gutes Stück von dem kleiner werdenden Kuchen abzubekommen. Es kann sein, dass mit Einführung der Search Generative Experience dein organischer Traffic sinken wird – dass aber die Nutzer, die auf deine Seite kommen, sich viel gezielter bei dir informieren wollen. Genau um diese Nutzer solltest du dich noch stärker kümmern! Das Thema Nutzerfreundlichkeit (Usability) gewinnt daher weiter an Bedeutung.
SEOs werden in Zukunft auch für die Search Generative Experience optimieren. Und diese Form der Optimierung hat bereits einen Namen: GAIO (Generative AI Optimization). Ziel der Optimierung ist es, im AI-Snapshot als Quelle ausgespielt zu werden. Wie könnte das gelingen?
1. Verlinkte Quellen aus dem AI-Snapshot analysieren
Sind deine Konkurrenten verstärkt in den AI-Snapshots vertreten? Dann können wir in die Analyse gehen und uns die verlinkten Quellen genau anschauen. Womit können die zitierten Landingpages punkten? Bieten sie passenden Content, gut zitierbare Aussagen, einzigartige Bilder und Videos – oder überzeugen sie doch mit technischen Aspekten wie einer schnellen Ladezeit oder einem nutzerfreundlichen Design? Wir prüfen, mit welchen Vorzügen es die Seiten in den AI-Snapshot geschafft haben.
Beobachtungen zeigen: Wer organisch gut rankt – also in den klassischen Suchergebnissen weit vorne ist – wird nicht automatisch im AI-Widget ausgespielt.
2. Longtail-Anfragen
Nutzer werden in Zukunft wohl deutlich längere und detaillierte Suchanfragen stellen. Die Tiefe und der Rundumblick von Content werden wichtiger werden, weil AI-Ergebnisse facettenreich sind. Je genauer und ausführlicher Themen auf einer Webseite erläutert werden, desto größer ist die Chance im AI-Snapshot als Quelle berücksichtigt zu werden.
Auch für die Verwendung des Chatbots, der Conversational Mode, spielen detaillierte Antworten eine wichtige Rolle. Nutzer wollen zusammenhängende Chats führen und mit ihren Nachfragen ihr Wissen vertiefen. In guten Texten sollte die Ausdrucksweise der Zielgruppe verwendet und Fragen konkret beantwortet werden.
3. Bewertungen, Preise, Beschreibungen
In den Snapshots werden auch Informationen zu vertikalen Suchen wie Shopping, lokale Suchanfragen oder News geliefert. Für Shoppingsuchanfragen werden vermehrt Bewertungen, Erfahrungsberichte, Preise und Produktbilder ausgespielt. Das Sammeln von positiven Rezensionen und die Förderung von Erwähnungen in wichtigen Quellen rückt in den Vordergrund. Auch die Optimierung von Produktseiten wird für GAIO wichtiger: Du brauchst überzeugende Produktbeschreibungen, gute Bilder, strukturierte Daten und ein für den User übersichtliches Design.
4. Brand-Suchanfragen
Brand-Suchanfragen führten bisher meist direkt auf die Webseite eines Unternehmens. Allerdings wird auch hier in Zukunft häufig der AI-Snapshot ausgespielt werden. Der Inhalt wird dabei aus unterschiedlichen Quellen zusammengetragen: Rezensionen, Blogs, Vergleichsportale. Auch der konkrete Vergleich zweier Brands wird im AI-Snapshots möglich sein. Diese Punkte verdeutlichen, wie wichtig es sein wird, mit der eigenen Brand in unterschiedlichen Quellen vertreten und positiv bewertet zu sein.
5. E-E-A-T
Alle vorigen Punkte zusammengenommen legen nahe, dass Signale für das Konzept E-E-A-T entscheidend für die Search Generative Experience werden. E-E-A-T steht für „Experience, Expertise, Authoritativeness, Trustworthiness“. Nachweisbares Fachwissen, eine hohe Vertrauenswürdigkeit und die Autorität im eigenen Themengebiet werden wichtig für den SEO-Erfolg der Zukunft sein.
Mehr zu dem Thema erfährst du in unserem Blogartikel KI-Inhalte und E-E-A-T.
Fazit
Googles neue Suche sieht spannend aus und wirkt schon in der Beta-Version sehr durchdacht. Der AI-Snapshot ist ansprechend gestaltet und wirkt deutlich moderner als die reine Auflistung der Quellen in den Suchergebnissen. Als erstes Blitzlicht auf eine Suchanfrage kann er gut genutzt werden. Um dann tiefer in ein Thema einzusteigen, läuft der Weg weiterhin über die verlinkten Quellen. Die Suchmaschinenoptimierung der Zukunft wird auch zum Ziel haben, die eigene Webseite als solch eine Quelle in die AI-Snapshots zu bringen.
Christoph
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Bildnachweis Titelbild: webnetz / Google
Autor/in
Christoph Schlüter Search Engine Optimization
Philosophie studiert – SEO geworden: Seit seinem Quereinstieg 2015 ist Christoph begeisterter Suchmaschinenoptimierer bei webnetz. Bei allen Themen rund um die Erstellung von Content fühlt er sich wie ein Fisch im Wasser. Besser geht’s ihm nur, wenn er zu Hause an der Nordsee ist.
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