Die Rechnung geht nicht auf – Willkommen in der neuen Bürokratie-Hölle der EU
Mit der EU-Verbraucherkreditrichtlinie (2023/2225) rollt eine Welle neuer Vorschriften auf Onlinehändler zu. Besonders betroffen: alle, die ihren Kunden den beliebten Rechnungskauf anbieten.
Was bisher ein Wettbewerbsvorteil im Checkout war, könnte schon bald zum bürokratischen Albtraum werden. Pflichttexte, Warnhinweise, Kreditwürdigkeitsprüfungen und neue Transparenzvorgaben drohen, den einfachen Bezahlprozess massiv zu verkomplizieren. Für viele Händler bedeutet das: mehr Aufwand, mehr Kosten und die Gefahr, Kunden beim Kaufabschluss zu verlieren.
Worum geht es bei der EU-Verbraucherkreditrichtlinie (2023/2225)?
Ein Beispiel aus dem echten Leben: Sophie betreibt einen kleinen Online-Shop für handgemachte Kerzen und Wohnaccessoires. Für sie steht der Kauf auf Rechnung vor allem für eines: Vertrauen. Kunden bestellen, probieren die Ware aus und zahlen erst später. Ein simples, sicheres und seit Jahrzehnten bewährtes Modell. Genau deshalb schätzen so viele Händler diese Zahlungsart – weniger Kaufabbrüche, eine transparente Abwicklung, keine versteckten Gebühren.
Doch diese Selbstverständlichkeit gerät ins Wanken. Mit der Umsetzung der neuen EU-Verbraucherkreditrichtlinie (2023/2225) droht selbst der kleinste Rechnungsbetrag zum formalen Kreditgeschäft zu werden – mit Warnhinweisen, Einkommensprüfungen und neuer Bürokratie. Im Klartext: Selbst eine Bestellung über 9 Euro könnte künftig wie ein Darlehen behandelt und kenntlich gemacht werden.
Hintergrund
Die Richtlinie erweitert den Anwendungsbereich des Verbraucherkreditrechts. Künftig sollen nicht nur klassische Ratenkäufe oder Kreditverträge, sondern auch zinsfreie Zahlungsaufschübe erfasst werden – also der Kauf auf Rechnung oder „Buy Now, Pay Later“. Deutschland muss die Vorgaben bis November 2025 umsetzen, ab 2026 treten sie in Kraft.
Folgen für Händler und Kunden
Stimmen aus der Branche
Der Rechnungskauf ist nicht tot, aber er würde deutlich unattraktiver.
Wenn Marktplätze und ihre Payment-Töchter als ‚Dritte‘ gewertet werden, wird der zinsfreie Rechnungskauf zum Kredit mit Einkommensabfrage – praxisfern und schädlich für den Handel
Fazit
Für Sophie und viele andere Händler bedeutet der Rechnungskauf seit Jahrzehnten ein einfaches, bewährtes Verfahren. Wird er mit überzogener Regulierung gleichgesetzt, drohen Kaufabbrüche, Umsatzeinbußen und ein Verlust an Vertrauen.
Die Politik sollte den Unterschied zwischen riskanten Kreditmodellen und etablierten, zinsfreien Zahlungsarten klar anerkennen. Sonst wird aus Verbraucherschutz ein Bürokratiemonster, das am Ende genau das zerstört, was Kunden und Händler gleichermaßen schätzen: einfache, sichere und vertrauensvolle Bezahlung im Online-Handel.
Autor/in
Henrik Stahl Public Relations