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#BTW25: Parteien & Kandidaten im Digital-Check

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7. Februar 2025

Wahlkampf wird längst nicht nur via Plakatwerbung, TV-Werbung oder TV-Talkshow betrieben – die Social Media-Plattformen bieten reichweitenstarke Bühnen für politische Meinungsbildung. Zudem kann der monetäre Werbehebel Google Ads betätigt werden. Die Online-Agentur webnetz hat daher den Online-Status Quo der Parteien und Kanzlerkandidaten erfasst und in Rankings abgebildet. Spoiler: Die Grünen lassen sich bei Google Ads „nicht lumpen“, und YouTube steht da am höchsten im Kurs. Die AfD generiert auf Social Media starke Performancewerte, hinsichtlich Website-Sichtbarkeit bei Google allerdings nicht. Warum, skizziert SEO-Experte Oliver Wieben im Folgenden.

Inhalt

Parteien

Website Sichtbarkeit der politischen Parteien: Sichtbarkeitssieger SPD

Die SPD generiert aktuell die höchste Sichtbarkeit bei Google mit einem SI-Wert in Höhe von 2,52. Side-Fact: Die Sichtbarkeit aller Parteien wird durchschnittlich zu 75% mobil generiert.

Oliver Wieben, Head of SEO / webnetz, über die Gründe für das schwache Abschneiden der AfD: „Die AFD generiert Klicks für ihre Website afd.de vor allem über aktuelle News im Bereich Migration. Andere Parteien bieten ein breites Themenspektrum, basierend auf deren Wahlprogrammen. Beispiele sind das Keyword „Rente“, hier rankt die AFD überhaupt nicht, d.h. Google spielt die Website der AFD nicht aus. Stattdessen rankt die AFD zum Beispiel mit dem Keyword “schlägerei berlin“ auf Position 3 bei Google und zwar mit einer eigens dafür erstellten Landingpage. Es ist festzustellen, dass die AFD thematisch zuspitzt und ihrer Website die inhaltliche Tiefe fehlt. Die anderen Parteien punkten mit vielseitigeren gesellschaftlichen Themen.“

Sichtbarkeitsindex: Die SEO-Kennzahl Sichtbarkeitsindex spiegelt die Präsenz einer Website in den Suchergebnissen bei Google und quantifiziert, wie oft und prominent eine Website für relevante Suchbegriffe erscheint. Ein höherer Sichtbarkeitsindex bedeutet, dass die Website häufiger in den Suchergebnissen auftaucht, was in der Regel zu einem höheren Besucheraufkommen führt. Ein guter Sichtbarkeitsindex reflektiert nicht nur die technische Optimierung der Website, sondern auch die Relevanz und Qualität der Inhalte, die den Nutzerinteressen entsprechen und dadurch eine höhere Positionierung in den Suchergebnissen erreichen.

 

 

Google Ads Werbeausgaben: Grüner-Google-Geldfluss!

Google Ads sind Werbeanzeigen, die bei Google Suche, Google Maps, Google Shopping, Google Play und YouTube ausgespielt werden. Eine Datenanalyse ermöglicht das Google Ads Transparency Center. Die Grünen setzen im Wahlkampf klare Prioritäten und geben mit €376 Tsd. für Google Ads mehr aus als die anderen drei Parteien zusammen und setzen dabei insbesondere auf YouTube (97 %). Insbesondere CDU (€14 Tsd.) und SPD (€37 Tsd.) zeigen sich sparsam.

 

YouTube: Showdown - wer kann Emotionen erzeugen?

Aus quantitativer Sicht kommt nach der AfD lange nichts: bei 508 Tsd. bzw. 315 Tsd. Followern und 15,7 Mio. bzw. 3,1 Mio. Aufrufen auf YouTube kann keine der anderen Parteien mithalten. Wie einer unserer Content Cases weiter unten beweist, ist das aber nicht das ganze Bild: Während die AfD hauptsächlich auf Short-Formate setzt, um gezielte die jüngere Zielgruppe zu bedienen, schaffen Parteien wie die Grünen es, über emotionalisierende Inhalte Wirkung zu erzielen.

„Ein kleines Zeichen“ der Grünen in diesen brisanten Zeiten mit starkem Emotionsappell

Die Grünen setzen hier auf einen emotionalen Ansatz, der nicht nur Informationen transportiert, sondern Werteeinstellungen und Gefühle anspricht. Angesichts der eingeschränkten Targeting-Optionen ist die dramaturgische Gestaltung des Videos entscheidend, um eine breite Zuschauerschaft zu erreichen und in Erinnerung zu bleiben.

Begleitet von Marlo Großhardts Lied „Oma“ macht das Video auf die brisante politische Situation aufmerksam „[…] wir wählen gerade wieder Nazis in den Rat und sich zu wehren, das ist aktuell sehr hart […]“ und bietet mit den Grünen ein gegenteiliges Narrativ: „[…] doch solang kämpf‘ ich, dass es gar nicht erst passiert.“

Scholz' „hanseatische Besonnenheit“ macht diesen Werbespot nicht gleich zur Glanzleistung

„[…] Hoffentlich macht Trump diesem Irrsinn bald ein Ende.“

… fordert der Top-Kommentar (30 Likes) unter diesem Video, in dem sich Scholz stolz über die Zusammenarbeit mit der Ukraine zeigt.

 

TikTok: SPD Taktik zieht - 263 % nach oben!

Auf TikTok herrscht ein Machtwechsel: obwohl die AfD TikTok effektiv nutzt, um gezielt junge Menschen zu erreichen – was sich in der mit Abstand höchsten Followerzahl widerspiegelt (534 Tsd.) – generiert die SPD auf ihrem Partei-Account mit nur einem Bruchteil der Follower (41 Tsd.) deutlich mehr Impressionen (11,3 Mio.). An dieser Stelle ist anzumerken, dass die AfD ihre Kommunikation während des Wahlkampfes stärker auf den Account von Alice Weidel konzentriert (111 Posts) und dem Bundestagsfraktions-Account weniger Aufmerksamkeit schenkt (36 Posts).

Während die Grünen sich im Mittelfeld bewegen, liefert die CDU verhältnismäßig schwach ab: unter den Partei-Accounts belegen sie den letzten Platz (28 Tsd. Follower & 7,8 Mio. Impressionen) und können auch auf dem gemeinsamen Unionsfraktions-Account nicht wirklich punkten (28 Tsd. Follower & 773 Tsd. Impressionen).

Das stärkste Followerwachstum kann eindeutig die SPD vorweisen (263% ), danach folgen die Grünen (119% ▲) und die CDU (115% ▲). Die AfD – wenn auch schon vorher sehr followerstark - verzeichnet das schwächste Wachstum unter den vier Parteien (10% ▲).

Wenn Kanzler Scholz im Wahlkampf mit UK Rap unterlegt Influencer Brooklyn trifft, dann trifft er den User Nerv der jungen Generation

So wird’s nichts mit dem TikTok-Traum

Proklamation wirtschaftsstärkender Maßnahmen durch die CDU muss heftige Kritik aushalten

Instagram: Grünes Glänzen & Unions Untergang

Zwischen Fraktions- und Partei-Accounts sind deutliche Performance-Unterschiede zu beobachten, die sich u.a. durch eine unterschiedliche Postfrequenz im Bemessungszeitraum erklären lassen (in Summe 353 vs. 651 Posts), daher ist die Leistung letzterer aussagekräftiger:

Während die Grünen dominieren (317 Tsd. Follower & 2,2 Mio. Reaktionen), überzeugt auch die AfD sowohl mit Followerstärke (281 Tsd.) als auch Reaktionsreichtum (1,3 Mio.). Leistungen, an die die Altparteien nicht heranreichen: CDU: 47 Tsd. Follower & 40 Tsd. Reaktionen auf dem mit der CSU geteilten Unionsfraktions-Account bzw. 162 Tsd. Follower und 580 Tsd. Reaktionen auf dem Partei-Account und SPD: 70 Tsd. Follower & 157 Tsd. Reaktionen auf dem Fraktions-Account bzw. 137 Tsd. Follower und 535 Tsd. Reaktionen auf dem Partei-Account.

Das ist gerecht!

Wer Content liefert, mit dem Menschen sich identifizieren können, bekommt entsprechende Resonanz:

Versprechungen von Zukunftsinvestition, Stabilität und Sicherheit …

… sind alles andere als USPs unter politischen Parteien

 

Kanzlerkandidaten

Instagram: Weidel im Rausch der Reaktionen

Nicht verwunderlich, dass der Account des Kanzlers, der an den jeweiligen Amtsinhaber weitergegeben wird, die meisten Follower verzeichnet (2 Mio.).  Abgesehen davon findet der Instagram-Influence-Showdown zwischen Weidel (440 Tsd. Follower & 4,9 Mio. Reaktionen) und Habeck (349 Tsd. bzw. 571 Tsd. Follower & 3,5 Mio. bzw. 1,3 Mio. Reaktionen) statt, während Scholz und Merz eher wie Statisten wirken.

TikTok: Weidel triumphiert

Erneut zeigen Weidel und die AfD, dass sie wissen, wie Bewegtbild effektiv genutzt wird: Mit 776 Tsd. Followern und 47,8 Mio. Impressionen belegt sie den ersten Platz beider Rankings. Dahinter abgeschlagen – wenn auch mit starken Zahlen (433 Tsd. Follower & 25 Mio. Impressionen) – Olaf Scholz. Merz und Habeck haben sichtbar den Anschluss verloren.

YouTube: Scholz schweigt

Weidel führt das Follower-Ranking mit deutlichem Abstand an (279 Tsd.), während Habeck auf Rang 2 nur 65 Tsd. Follower erreicht, aber trotz diesen Unterschiedes fast gleich viele Videoaufrufe erzielt (8,5 Mio. vs. 9,4 Mio. bei Weidel). Merz, der sogar mit zwei Accounts auf YouTube vertreten ist, nimmt eher eine Komparsen-Rolle ein (12 Tsd. bzw. 10 Follower & 383 Tsd. bzw. 2,8 Tsd. Views). Erschreckenderweise ist Scholz nur passiv auf YouTube vertreten – das letzte Video ist auf seinem Kanal vor 6 Jahren hochgeladen worden.

Alice Weidel

Alice Weidel, Musk und Macht – Wenn ein Tech-Tycoon sich in der deutschen Politik einmischt

Elon Musk hat sich in den letzten Monaten überraschend als AfD-Fan positioniert, einschließlich Lob für die Top-Kandidatin der Partei - Alice Weidel. Auf seiner Plattform X verkündete Musk: "Nur die AfD kann Deutschland retten“. 

Der reichste Mann der Welt supportet die AfD!

Ein Live-Interview mit Weidel, das 200.000 Menschen verfolgten, verhalf fragwürdigen Aussagen wie "Hitler war Kommunist" zu Aufmerksamkeit.

Die Reaktionen? Kritische Töne von Olaf Scholz, EU-Prüfungen und hitzige Debatten über Musks Einfluss. Der Milliardär bleibt ein Meister der Polarisierung – auch in der Politik.

Für die Weidel und die AfD brachten Musks öffentliche Sympathiebekundungen und das gemeinsame Interview ein massives Aufmerksamkeitsplus und eine Plattform, die sie weit über ihre Kernwählerschaft hinaus ins Gespräch brachte – ein PR-Coup, der ihrer Reichweite spürbaren Aufwind verschaffte. 

Propaganda im Plauderton

Friedrich Merz

Fauxpas bei „Ein Herz für Kinder“

Während sich der millionenschwere Ex-BlackRock-Aufsichtsratschef auf Instagram vorfreudig und großherzig anlässlich der „Ein Herz für Kinder“-Spendengala gibt, folgte live dann eine umständliche Rechnung seines Spendenbeitrags in proportionaler Abhängigkeit zu künftigen Umfragewerten der Union. Zu den 23 Mio. Euro, die insgesamt gesammelt wurden, leistete er am Ende einen eher kleinen Beitrag (4000 Euro), während Fußballer Toni Kroos und Musikerin Katja Krasavice sich mit 105 Tsd. bzw. 100 Tsd. Euro beteiligten.

Brennt die Brandmauer?!

Die Inkaufnahme einer Stimmenmehrheit mit der AfD bei der Verabschiedung eines Gesetzesentwurfs zur Migrationspolitik, den Merz kurzfristig durchsetzen will, weckt massives Misstrauen und stellt seine im November getätigte Aussage, dass es keinerlei Zusammenarbeit mit der AfD geben werde, ernsthaft in Frage – auch in den eigenen Reihen.

Robert Habeck

„Gespräche am Küchentisch“: Robert Habeck zeigt sich auf Instagram nahbar und authentisch – das zieht!

Robert Habeck hat auf seinem Instagram-Kanal ein Format ins Leben gerufen, bei dem Menschen die Möglichkeit haben, ihn zu sich nachhause einzuladen, um am Küchentisch über politische Anliegen, Sorgen, uvm. offen und in vertrauter Umgebung zu sprechen.

Olaf Scholz

Olaf Scholz reagiert auf Influencer Brooklyn – die Fans feiern’s!

Ein Phänomen, das mittlerweile insbesondere in Gen Z weit verbreitet ist: man schaut sich ein Video an und „reactet“ darauf. Diesen „Trend“ macht sich Olaf Scholz auf TikTok clever zunutze – und erzielt Wirkung!

Dass es bereits hochhergeht im Wahlkampf, haben nicht nur der mediale Schulterschluss „Weidel-Musk“ oder die Merz-Rede im Bundestag untermauert. Spannend bleibt auch zu beobachten, was die parteien und Kanzlerkandidaten noch in den letzten 2 Wochen vor der Bundestagswahl im Kommunikationsköcher haben.

 

 

Anm.: Alle Social Media Daten wurden mit Fanpagekarma ermittelt.

Titelbildnachweis: Screenshot Instagram-Account Friedrich Merz, TikTok-Account Olaf Scholz, Instagram-Account Robert Habeck, TikTok-Account Alice Weidel

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Autor/in

Friedhelm Mienert Public Relations

Friedhelm feiert bei uns seit 2017 sein Comeback in der Agenturwelt. Einst zwei Jahrzehnte lang im Zusammenspiel mit klassischen Marketingpartnern erprobt, greift der leidenschaftliche Fußballliebhaber nun in der Tiefe des WWW-Raumes an, um digitale Doppelpässe zu zelebrieren. Auch seine Erfahrung als Journalist und PR-Mann bringt der dreifache Familienvater im webnetz-Team mit ein. Der begeisterte Läufer schwärmt für Amateursportler, die alles geben, was in ihnen steckt.

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